
Kleine Kinder entdecken ihre Welt mit allen Sinnen. Essen fühlt sich spannend an – weich, klebrig, knusprig, flutschig. Was passiert, wenn ich’s fallen lasse? Macht das Geräusche? Reagieren Mama oder Papa? All das ist Teil eines ganz normalen Lernprozesses.
Hinzu kommt: Der Esstisch ist oft ein Ort, an dem Kinder erstmals mit Regeln und Grenzen konfrontiert werden. Sie testen, was erlaubt ist – und wie ihre Bezugspersonen reagieren. Das ist kein Machtspiel, sondern normale Entwicklung.
Also was tun, wenn das Essen öfter vom Tisch fliegt?
Du kannst dich natürlich jedes Mal ärgern oder reflexartig „Nein!“ zu rufen. Meiner Erfahrung lohnt sich ein anderer Weg. Hier kommen 5 Alternativen, die du sofort umsetzen kannst – klar, liebevoll und alltagstauglich.
1. Reagiere klar – aber gelassen
Wenn Essen fliegt, ist ein ruhiges, aber konsequentes Signal wichtig. Sag „Das Essen bleibt auf dem Tisch. Wenn du werfen möchtest, ist die Mahlzeit vorbei.“
Keine Strafen, kein Drama – einfach Klarheit.
Wichtig ist: Wiederhole dich nicht zehnmal. Dein Kind lernt durch Konsequenz – nicht durch Lautstärke.
2. Biete eine „Wurfzone“ außerhalb der Mahlzeit
Kinder haben oft ein inneres Bedürfnis nach Bewegung und Aktion. Wenn dein Kind Essen als Wurfmaterial entdeckt, frag dich: Bekommt es genug Möglichkeiten, sich auszutoben und Dinge loszuwerden?
Tipp: Richte eine „Wurfzone“ ein. Eine Ecke mit weichen Bällen oder Kissen, wo nach Herzenslust geworfen werden darf – nur eben nicht beim Essen.

3. Die Nein-Schale – eine liebevolle Grenze
Ein wunderschönes Tool aus der beziehungsorientierten Erziehung ist die „Nein-Schale“. Die Idee:
Stell deinem Kind eine kleine Schale oder ein Tellerchen zur Verfügung – mit den „Wenn du etwas nicht essen möchtest, darfst du es hier hineinlegen. Aber bitte nicht auf den Boden werfen.“
Diese Schale gibt deinem Kind die Möglichkeit, Nein zu sagen, ohne deine Grenzen zu überschreiten. Es wird gesehen und ernst genommen – und du behältst die Kontrolle über das Chaos.
Für viele Kinder ist das ein echter Gamechanger, weil sie spüren:
„Ich darf etwas ablehnen – aber auf eine sozial akzeptierte Weise.“
4. Überprüfe die Rahmenbedingungen
Manchmal ist das Werfen auch ein Zeichen von Überforderung:
Ist dein Kind vielleicht müde? Reizüberflutet? Gab es zu viele neue Lebensmittel auf einmal? Oder dauert das Essen zu lange?
Kinder brauchen Struktur – auch beim Essen. Ein fester Ablauf, wiederkehrende Rituale und überschaubare Portionen helfen, Reibung zu reduzieren.
5. Bleib in Verbindung – nicht im Machtkampf
Der vielleicht wichtigste Punkt: Nimm es nicht persönlich. Dein Kind wirft nicht, um dich zu ärgern. Es kommuniziert auf kindliche Weise – mit Händen und Tomatenstücken. Wenn du ruhig bleibst, signalisierst du: Ich sehe dich. Ich begleite dich. Und ich bin die sichere Konstante in unserem gemeinsamen Lernprozess.
Keine Frage, wenn Essen vom Tisch fliegt ist das nervig. Es geht mir da genauso. Aber es ist auch eine Einladung: Dein Kind zeigt dir, dass es noch lernen will, wie gemeinsame Mahlzeiten funktionieren. Mit klarer Kommunikation, Tools wie der Nein-Schale und einem Blick hinter das Verhalten wird der Esstisch bald wieder ein Ort für Verbindung statt für Frust.
P.S.: Die Nein-Schale kannst du auch bei vielen anderen Alltagssituationen nutzen, z. B. beim Anziehen oder Zähneputzen. Sie ist ein echter Allrounder für friedliche Grenzen. Zum Beispiel kann man beim Zähnen putzen, die Zahnbürste kurz reinlegen lasse, bis das Kind soweit ist.